...wanderlust. MYANMAR
Myanmar
anstrengend, anders, atemberaubend
Nachdem wir in Bangkok gelandet sind und dort zwei Tage mit
Freunden verbracht haben und unser Visa beantragt haben, gings für uns los zu
unserem ersten Reisestopp nach Yangon, Myanmar.
Insgesamt waren wir drei Wochen in Myanmar unterwegs und
dabei nie länger als zwei Nächte an einem Ort. Der eine Grund dafür ist, dass das
Land so viele unentdeckte schöne Ecken hat, dass es uns sofort immer weiter
gezogen hat. Andererseits sind wir immer schnell weiter gereist, weil wir keine
wirkliche Ruhe gefunden haben und uns erhofften, diese im nächsten Ort zu
finden. Myanmar ist ein wunderschönes Land, mit wundervoll lieben Menschen.
Aber Myanmar ist auch arm und dreckig
und noch nicht auf Touristen ausgelegt. Auf der einen Seite ist das schön, da
man als Tourist ganz anders behandelt wird, es macht unheimlich viel Spaß zu
erfahren, dass es doch möglich ist sich zu verständigen und das ohne viele
Worte, aber es ist fast unmöglich schöne Hostels oder Restaurants zu finden, in
denen man sich kurz ausruhen kann. Nahezu alle Restaurants sind lieblos mit
Plastikstühlen bestückt, Hostels sind wirklich nur zum Schlafen gut. Hinzu
kommt, dass die Übernachtungen, für Asien, sehr teuer sind. Da die
Hostelbesitzer eine enorme Menge an den Staat zahlen müssen, kriegt man kein
Doppelzimmer unter 25 Dollar (im Vergleich - Sumatra: 2,50 Euro, Thailand: 6
Euro). Außerdem ist es sehr anstrengend, da man als Tourist ständig unter
Beobachtung steht, alle Menschen grüßen einen, beobachten einen im Bus, im Zug,
im Restaurant. Anfangs ist das schön und man kommt aus dem „zurückgrinsen“ gar
nicht mehr raus. Nach einiger Zeit wird es dann jedoch nur noch anstrengend und
man verspürt den Wunsch einfach nur gemütlich zu frühstücken ohne 24 Augen auf
sich gerichtet zu haben. Betonen möchte ich an dieser Stelle, dass man nicht
nach Myanmar gehen sollte um dort Urlaub zu machen – es ist ein Land zum Reisen
und um die Kultur und die Menschen dort kennen zu lernen, die sind nämlich
wirklich, in meinen Worten, megatoll!!!
Unsere Tour ging von der Hauptstadt Yangon, zum Chaungtha
Beach, über Pathein und Pyey nach Bagan und als letztes nach Mandalay.
Angekommen am Flughafen in Yangon hatten wir das große Glück
ein deutsche Paar kennenzulernen, mit denen wir uns ein Taxi in die Stadt teilten
und uns für den übernächsten Tag für eine Stadttour mit unserem , sehr gut
englisch sprechenden, Taxifahrer verabredeten. Hierbei hatten wir unheimlich
viel Glück, da es nicht einfach ist, in Myanmar jemanden zu finden, der
einigermaßen gut englisch sprechen kann. Nachdem wir ein Hostel gefunden
hatten, machten wir uns auf die Suche nach Nahrung. Da es schon ziemlich spät war
entschieden wir uns dazu, am ersten Stand unser Glück zu probieren. Unter den
vielen undefinierbaren Speisen in
Schüsselchen bestellten wir uns einmal etwas, was nach Gemüse aussah und
einmal irgendetwas mit Huhn. Dazu gab es
frisches Gemüse mit zweierlei „Dipp“. An Kinderplastikstühlen am Straßenrand
hieß es dann für uns, neben Ratten und Kakerlaken, „Bon Appetit“. Und sofort stellten wir fest, eine der
Lieblingssspeisen der Burmesen welche nahezu immer dazu gereicht wird, der
„pickeld tea“, ist ungenießbar. Der „gegorene“ Tee schmeckt und riecht wie eine
Mischung aus Durchfall und Kuhsilo. Probiert haben wir in trotzdem fast jedes
mal und einstimmig als ekelhaft empfunden!
Die nächsten zwei Tage widmeten wir voll und ganz der Stadt
Yangon. Vor allem der zweite Tag, an dem uns ein Taxifahrer die ganze Stadt und
all ihre Paläste und Pagoden zeigte, war faszinierend. Das Schöne an der Tour
war, dass wir an Plätze gekommen sind, an dem keine Touristen sind. Meine
Highlights des Tages waren eine kunterbunte Pagode in der Nähe der Universität,
dort tummelten sich hunderte von bunt gekleideten Einheimischen, sie beteten,
aßen, ruhten sich in und um der Pagode aus. Unsere kleine Reisegruppe waren die
einzigen Touristen dort und wir wurden oft ganz herzlich gegrüßt. Das zweite
Highlight war eine unfertige Tempelanlage. Auf einem kleinen Hügel gelegen
konnte man von dort über die ganze Stadt sehen. Außerdem war es faszinierend zu
sehen, wie so eine riesen Anlage entsteht und gebaut wird. Insgesamt ist Yangon
eine schöne Stadt – die Touristenattraktionen alleine machen sie aber nicht
dazu, sondern die kleinen Ecken, in die man sich als Tourist ausversehen
verläuft.
Zum Abschluss lud uns John noch zu sich nachhause, ein
bisschen außerhalb von Pathein, ein. Auch dort waren noch nie Touristen und die
ganze Familie und seine Freunde versammelten sich in seinem kleinen
Holzhäuschen um uns zu begutachten.
Es war ein absolut atemberaubender und wunderschöner Tag.
Als ich an diesem Abend ins Bett gefallen bin, war ich einfach nur unheimlich
glücklich, müde, fasziniert, dankbar und hatte unheimlichen Muskelkater in den
Wangen vom ganzen Grinsen.
Pyey selbst hat mir nicht gefallen, es ist eine recht
lieblose, undefinierbare Stadt. Das Flussufer ist abends sehr schön, dort
tummeln sich Scharen von Flughunden. Auf dem Abendmarkt kann man gut essen. Zum
ersten Mal wurden wir hier direkt von Bettlern angesprochen. Außer einer großen
Pagode gibt es sonst nicht viel zu sehen – halt Stopp, da war doch was. In der
sonst so armen Stadt gibt es seit ein paar Monaten nämlich etwas, was absolut
nicht hier rein passt. Ein Kino, ein Kino mit europäischen Standards. Da alle
Filme auf Englisch waren, gönnten wir uns dort einen schönen Abend.
Über Nacht ging es dann zehn Stunden im „Schlafzug“ nach
Bagan. Der Unterschied zum normalen Zug war eigentlich nur, dass die Sitzbänke
nicht aus Holz waren, sondern mit einem dünnen Polster überzogen waren. Müde
kamen wir dann mittags in Bagan an, wo wir erstmal ein schönes Hostel suchten
und fanden. Wir teilten uns ein vierer Zimmer mit einem anderen Pärchen. Bagan
selbst in eine, wenn nicht sogar DIE Touristenattraktion in Myanmar und daher
schon mehr auf den Tourismus angepasst. Das merkt man vor allem daran, dass
rund um und in Bagan eine „Anti-Plastik-Kampagne“ herrscht, d.h. zum ersten Mal
hat man nicht das Gefühl durch Kilometerlange Müllhalden zu fahren. In Bagan
selbst gibt es tagsüber einen Markt, in dem man als Tourist alle möglichen
Souvenirs, Gewürze, Früchte und Klamotten günstig kaufen kann. Highlight sind
natürlich Sonnenauf- und –untergang bei denen man sich eine Pagode aussucht,
auf sie klettert und sich dann das atemberaubende Spektakel ansieht. Außerdem
lohnt es sich tagsüber ein Fahrrad aus zu leihen und querbeet durch die
Pagodenlandschaft zu fahren. Auf einige Pagoden kann man klettern und sich von
dort aus Übersicht verschaffen. Vor allem der Sonnenaufgang ist wunderschön, da
über die Pagodenlandschaft viele Heißluftballons fliegen und diese das Bild
noch Traumhafter machen. Durch die wüstenähnliche Landschaft ist in Bagan immer
ein kleiner Dunst – wenn man sich die Touristen auf den Pagoden um einen herum
weg denkt, dann fühlt man sich wie in einer anderen Welt. Traumhaft schön und
ein absolutes Gänsehauterlebnis.
Das letzte Ziel unserer Myanmarreise brachte uns dann nach
Mandalay, eine Stadt von deren Namen man sich einiges erhofft – wir wurden
leider enttäuscht. Die Luft in Mandalay ist extrem schlecht, der Verkehr ist
laut und viel, die Menschen kennen Touristen zu genüge und man wird deswegen
nicht immer, wie überall anders im Land, zuvorkommend und freundlich behandelt.
Da wir bis Abflug jedoch noch eineinhalb Tage hatten, mussten wir diese
sinnvoll füllen und so liehen wir uns einen Roller aus und erkundeten die nahe
gelegene Umgebung. Auf dem Weg zu der längsten Teak-Holzbrücke der Welt fuhren
wir durch das Marmorviertel. Tausende von Buddhastatuen wurden hier aus Marmor
und Gold gemeißelt und gegossen. Ein faszinierendes Bild im weißen Staub. Die
Brücke selbst ist tagsüber kein wirkliches Erlebnis. Dort tummeln sich viele
Touristen und gehen vom einen Ende der Brücke zur anderen. Da wir den
Sonnenuntergang vom Mandalay-Hill aus sehen wollten, blieb uns leider der
wirklich sehenswerte Sonnenuntergang-Blick auf die Brücke erspart. Den letzten
Sonnenuntergang in Myanmar wollten wir also vom Mandalay Hill aus sehen und so
hieß es für uns „Rauf die Treppen“ eine Stunde lang aufwärts. Einer Sage zu
nach hat jeder ein langes Leben, wer die Treppen zum Mandalay Hill von unten
bis oben komplett hoch läuft. vorbei an vielen Rastplätzen, Tempeln und
Buddhas. Die Vorfreude wurde umso höher es ging größer, da wir fast die
einzigen waren, die sich die Mühe nach oben machten und wir uns somit darauf
freuten dort oben ein bisschen Ruhe zu haben. Aber Mandalay hat auch hier eine
Überraschung für uns – man kann nämlich bis zur vorletzten Treppe mit dem Bus
fahren- und für die ganz faulen gibt es selbst hier noch einen Aufzug bis ganz
oben. Somit waren wir also keineswegs die einzigen Dort oben, im Gegenteil. Die
fünffache Menge aller Touristen, die wir in den letzten drei Wochen gesehen
hatten, waren auf diesem Hügel um sich den Sonnenuntergang anzusehen – eine
kurze Runde und wir beschlossen uns wieder auf den Weg nach unten zu machen,
als wir jemanden trafen, für den sich der Weg doch gelohnt hat!!! Das Pärchen
mit denen wir in Yangon am Flughafen gestartet haben, stand direkt vor uns. Für
mich hat sich somit jede Treppenstufe gelohnt, wir gingen gemeinsam nach unten
und die beiden luden uns zum Abendessen ein, an dem wir ein gemeinsames Fazit
unserer Reise zogen.
Insgesamt ist Myanmar ein wunderschönes Land und Bagan ist
ein Traum für sich. Aber es ist auch sehr anstrengend hier zu reisen, da man
nur sehr schwer einen Platz findet, an dem man wirklich abschalten kann. Was
das Land allerdings ausmacht sind die Menschen und wie sie mit einem umgehen.
Myanmar wird in Sachen Tourismus noch viel lernen und wird sich dadurch leider
sehr verändern. Wir sind froh es noch so gesehen zu haben.
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